Kühlsystem reinigen und entkalken
Diese Abhandlung über die Reinigung des Kühlsystems stammt von Michael420SE und wird auch auf seine Webseite beschrieben.
Ablagerungen im Kühlsystem führten mit der Zeit dazu, daß das Kühlwasser auf der Autobahn etwas wärmer wurde als gewohnt. Im zähen Stadtverkehr war's noch schlimmer. Da der Kühler die Wärme nicht schnell genug an die durchströmende Luft abgeben konnte, lief auch der Viskolüfter immer nur auf kleiner Stufe, so daß die Kühlwassertemperatur im Extremfall (längere Quälerei durch verstopfte Straßen) 105° Celsius erreichte, was das Zuschalten der Elektrolüfter zur Folge hatte. Sowas kann auf Dauer ja nicht gesund sein, und da der Sommer vor der Tür steht, habe ich mich entschlossen, die im Werkstatt-Informations-System (kurz WIS genannt) beschriebene Reinigungsprozedur durchzuführen.
Hier die erforderlichen "Zutaten":
3x A0009891025 (je 0,5 kg Zitronensäurepulver)
W000589746300 (zwangsgeöffneter Thermostateinsatz)
A1162000315 (neuer Thermostat mit Dichtring, nicht nötig, aber präventiv mitbestelltt)
A1192010180 (neue Dichtungen)
Leider vergriffen war der Spüladapter. Ersatzweise bestellte ich das kurze Schlauchstück, an dessen Stelle der Adapter eingesetzt würde, um daraus einen eigenen Adapter zu bauen. Leider wurde das Schlauchstück nicht rechtzeitig geliefert, so daß ich die Prodezur ein wenig abgewandelt habe: zum Einspeisen des Frischwassers musste nun der Ausgleichsbehälter herhalten.
Und so wird's gemacht:
Zuerst nach Anleitung das alte Kühlwasser ablassen. Da die Plastikschraube im Kühler nicht wollte, habe ich kurzerhand den dicken Schlauch gelöst. So geht das Entleeren auch deutlich schneller.. Ist das Wasser raus, wird der Thermostat-Dummy eingebaut. Leider steckt das Ding nicht, wie ich zuerst dachte, unter dem oberen Deckel, wo der offizielle Spüladapter angeschlossen würde, sondern seitlich davon (der Pfeil markiert die obere von drei Schrauben):
Jetzt wird's hinterhältig: die obere Schraube lässt sich nur mit einem Maulschlüssel bewegen, der aber nur einen Bewegungsbereich von gerade mal 1/6 Umdrehung hat. Die vordere Schraube, hier durch den Griff des Peilstabs verdeckt, lässt sich mit einer kleinen Knarre ohne Verlängerung lösen. Richtig schlimm wird's bei der hinteren Schraube. Da kommt man mit den Fingern nicht ran. Hat ein Weilchen gedauert, bis ich entdeckt hatte, daß ich von über dem Ölfilter rankomme, wenn ich alle 1/4-Zoll-Verlängerungen, die ich auftreiben konnte, zusammenstecke:
Ist alles wieder zusammengebaut, wird das Kühlsystem mit Leitungswasser gefüllt und wie üblich entlüftet. Da ich, wie oben erwähnt, den Spüladapter nicht bekommen konnte, habe ich mir eine andere Lösung einfallen lassen. Den oberen Schlauch vom Kühler zum Ausgleichsbehälter habe ich als Ablauf benutzt. Das freie Ende wurde in einen dickeren Schlauch gesteckt, so daß das Wasser gezielt abgeleitet werden konnte. Auf den freien Anschluß am Ausgleichsbehälter habe ich ein Stückchen dünnen Schlauch gesteckt, auf den ich den Gartenschlauch stecken konnte. Der Deckel muß nun drauf sein, damit das Frischwasser nicht durch die Einfüllöffnung überlaufen kann. Bei der Ersatzlösung wird das Frischwasser zwar an anderer Stelle in den Kreislauf eingespeist, aber auf dem Weg zum Ablauf hat es immer noch reichlich Gelegenheit, sich mit dem alten Kühlwasser zu mischen, so daß im Prinzip der gleiche Effekt erreicht wird wie bei Verwendung des Spüladapters.
Nun folgt die erste Spülung (laut Anleitung soll der Motor dabei mit etwa 2500 1/min laufen), um die Reste des Frostschutzmittels zu entfernen. Nach etwa 5 min. kommt nur noch klares Wasser heraus. Jetzt wird wieder das Wasser aus dem Kühler abgelassen und das in 5 Litern Leitungswasser aufgelöste Zitronensäurepulver eingefüllt. Der kleine Schlauch kann nun wieder an den Ausgleichsbehälter angeschlossen werden.Nach dem obligatorischen Entlüften (Füllstand mit Leitungswasser auf Sollpegel bringen) soll der Motor für etwa 15 min. mit erhöhter Drehzahl (2500 1/min) laufen. Dabei erreichte das Kühlwasser etwa 82°, und man konnte gelegentlich hören, wie der Viskolüfter auf volle Kraft schaltete. Nach Ablauf der Spülzeit wird das nun dreckige Wasser abgelassen. Danach erfolgt für 10 min. ein weiterer Spülvorgang (wie gewohnt erst mit Wasser füllen und entlüften), wobei der Motor wieder mit etwa 2500 1/min laufen soll. Man kann beobachten, wie das austretende Wasser langsam klarer wird. Ich habe das ablaufende Wasser gelegentlich in einer weißen Schüssel aufgefangen und konnte so gut erkennen, wie es erst bräunlich verfärbt war und mit der Zeit klarer wurde.
Nach Abschalten des Motors habe ich das Frischwasser noch einen Augenblick laufen lassen, bis das austretende Wasser nur noch handwarm war. Dadurch konnte ich gleich mit dem nächsten Arbeitsschritt weitermachen, ohne mir die Finger zu verbrennen.
Nach dem Klarspülen muß der Dummy-Thermostat raus, also wird mal wieder das Wasser abgelassen. Ich habe präventiv einen neuen Thermostaten eingebaut, um auf keinen Fall nochmal an der Stelle schrauben zu müssen. Anschließend habe ich das Kühlsystem erst mal nur mit Wasser befüllt, da ich im Falle einer Undichdigkeit kein Frostschutzmittel vergeuden wollte. Nachdem ich mich überzeugt hatte, daß alles dicht ist, habe ich wieder Wasser abgelassen (nur Kühler) und Frostschutz nachgefüllt. Das passte, obwohl es anfangs ziemlich knapp aussah. Während des Entlüftens konnte ich noch mehrmals etwas Frostschutz nachkippen. Am Ende waren gut 6 Liter drin, so daß das empfohlene Mischungsverhältnis von 50% nur ganz knapp verfehlt wurde. Nach einem Tag Fahrbetrieb konnte ich noch etwas nachfüllen, so daß das Mischungsverhältnis nun genau stimmen dürfte.
Zum Schluß will ich das Ergebnis nicht vorenthalten: es hat tatsächlich funktioniert. Bei der ersten Probefahrt im Stadtverkehr blieb die Temperatur ziemlich konstant bei etwa 82°. Nach einer längeren Autobahnfahrt stieg sie auf den letzten Kilometern über städtische Straßen mit mehreren Ampelstopps auf knapp 90°, war dann nach dem Einparken aber schon wieder leicht gesunken. Ein paar Tage später wurde es richtig warm, so daß die Klimaanlage zum Einsatz kam. Weder im Stadtverkehr noch nach Verlassen der Autobahn mit Wartezeit an der Ausfahrt stieg die Temperatur höher als auf knapp 90°. Die Spülaktion war also ein voller Erfolg.
Autor: Conny