Hinterachslagerung / Tellerminen
Hallo 126er Gemeinde!
Wie ihr sicher alle gemerkt habt fahren eure 126er nicht mehr so wie am ersten Tag!? Mein 300SE (04/1988), einige kennen und loben ihn, mit mittlerweile 224.500Km fing immer mehr an mit dem Federungskomfort nachzulassen. Einige andere im Forum haben auch immer von "schlagenden" Hinterachsen gesprochen.
Auf der EPC findet man sehr schön den Aufbau der Hinterachse dargestellt. Man sieht sofort das sich die Hinterachse eigentlich vom /8 (vorgestellt 1968!) nicht wirklich unterscheidet. Im groben ist alles gleich bei den Modellen W114,W115,W116,W123 und W126. Der Fahrschemel, sieht aus wie ein Boomerang, ist an drei Punkten mit der Karosserie verbunden. Diese drei Gummilager sind nach einer Laufleistung von ca. 200tKm einfach "fertig" und sollten aus Sicherheitsgründen und auch aus Gründen des Fahrkomforts ausgetauscht werden.
Man benötigt auf alle Fälle:
A123 351 11 42 - Mittellager - 1x - 72,42€ zzgl. USt
A126 350 34 08 - Rep.Satz Tellerminen - 1x - 156,75€ zzgl. USt
A126 350 00 38 - Halter f. Mittellager - 2x - 5,88€ zzgl. USt
(Preise Stand Januar 2009)
Die Spannschrauben und Abstützbleche muss man nicht zwangsläufig mittauschen, eben nur bei starkem Rostbefall. Habe meine bestellten deshalb auch wieder umgetauscht. :-)
Die Tellerminen (habe es an der rechten mit Rot versucht zu markieren) haben seit Herbst 1989 jeweils zwei nierenförmige Aussparungen, diese verringern das zittern und vibrieren des Fahrzeugs im Hochgeschwindigkeitsbereich. Es ist darauf zu achten das die Nieren in Fahrtrichtung zeigen.
Der Ausbau ist relativ aufwendig, aber nur weil man eben die alten Tellerminen aus dem Achsschemel bekommen muss. Man fährt das Fahrzeug, idealerweise, auf eine Grube. Dann kann man die Hinterachse am Differential abstützen (kleiner hydraulischer Wagenheber) und das alte Mittellager ausbauen. Beim Einbau zuerst die Schrauben am Differntial mit 120NM festziehen, dann das Differential hochpumpen und die Schrauben am Rahmenboden festschrauben, dafür idealerweise einen neuen Halter pro Seite nehmen. In diesem sind die selbstsichernden Muttern integriert - ist aber sehr fummelig zu wechseln, denn es verläuft dorthinten auch direkt eine ABS-Hydraulikleitung am Rahmenboden. Diese Schrauben dann mit 30NM festziehen.
Der Wechsel der Tellerminen ist ist etwas für begabtere Schrauber, man muss den Wagen etwas anheben (an der Seite an der man arbeitet) dann den Achsschemel abstützen und das Halteblech und die große Spannschraube herausschrauben. Danach kann man vorsichtig den Achsschemel absenken bis er einem entgegenkommt. (beim V8 an beiden Seiten, jeweils welche gerade dran ist, den Auspuff-Mitteltopf aushängen, beim R6 nur auf der Fahrerseite nötig!). Nun kann man mit einem solchen Werkzeug:
Die Tellermine von oben (innen) unter Druck/Spannung bringen damit sich diese mit ein paar schweißtreibenden Schlägen mit einer Brechstange oder eines schweren Schraubendrehers langsam löst. Nun den Raum im Achsschenkel mit Bremsenreiniger reinigen und die neue Tellermine am Rand, und den Raum innen, etwas mit Silikonspray einsprühen. Dann die neue Tellermine, mit den Nieren in Wagenlängsrichtung zeigend, richtig ansetzen (siehe folgendes Bild):
...und mit beiden Händen links und rechts kräftig drücken, pflutsch und die Tellermine sitzt, wenn nicht - siehe unten:
Dann den Achsschenkel wieder an den Rahmenboden drücken und mit einem starken Hebel nach hinten drücken (sehr sehr kraftaufwendig!) so daß die Spannschraube gerade in ihr Gewinde passt. Am besten mit einer Taschenlampe mal durch die Tellermine leuchten, dann sieht man wie der Achsschemel nach vorne gewandert ist!
Nach erfolgreichem Zusammenbau der Hinterachse sieht man wie sehr die originalen Tellerminen doch schon verbraucht waren, bei mir war bei beiden der Metallkern fast vollständig vom Gummi abgelöst.
Man kann sich jetzt wieder am S-Klasse feeling erfreuen... es ist nicht zu 100% weg, das durchschlagen bei harten Bodenschwellen (Straßenbahnschienen oder Querfugen im Asphalt), aber mindestens zu 80%. Vorallem ist der Wagen wirklich deutlich stabiler bei Autobahntempo.
CIAO + Sternen-Gruß
Gutes gelingen wünscht,
Marc, Köln
300SE, 04/1988, 224.550Km, Farbe: 172
P.S.: Ich danke Eberhard Weilke, Christian Dannert...
NACHTRAG:
Den "Auszieher" benötigt man zwingend, denn die Tellermine (mein Wagen ist Baujahr 04/1988) war BOMBENFEST, mit dem Auszieher aber kann man die Tellermine von oben (also quasi von innen aus dem Achsschemel) unter Druck/Spannung setzen und dadurch mit ein paar gezielten Schlägen (rundherum) auf die Tellermine, diese zum herauskommen überreden! :-)
Die Spannschrauben gingen eigentlich ganz gut raus, man muß diese halt mit einem Drehmomentschlüssel und 120NM herausdrehen, denn damit wurden die ja auch im Werk festgezogen.
Problem nur der Einbau, evtl. ist da eine dritte helfende (starke) Hand ganz nett, denn der ganze Achsschemel kommt an der gerade bearbeiteten Seite in Fahrtrichtung näher zur Karosse, muß aber wieder etwas nachhinten gedrückt werden... (Vorsicht, denn ein Gewindeschaden an der Stelle wäre fast tödlich für das Auto!!)
Die Tellerminen einfach aussen am Rand mit Silikonspray (500ml Sprüh-Dose für etwa 6?, das original Mercedes-Zeugs 'Naphtalen' kostet für 250ml mal eben stolze 22?) einsprühen und auch kurz in den gereinigten Hohlraum (Aufnahme) des Achsschemels, dann mit beiden Händen kräftig (richtig herum eingesetzt!) drücken und flutsch ist die neue Tellermine drin!
Ich habe alles in allem ungefähr 2 1/2 Stunden gebraucht!
Wohlgemerkt immer nur eine Seite losschrauben und bearbeiten (Spannschraube!), denn sonst kann die Achse unter Umständen ein Eigenleben entwickeln!
NACHTRAG:
Hier ein weiterer Link zu einer Reparatur mit selbstgebautem Auszieher:
http://w126.mercedesforen.de/read.php?1,97064,97064#msg-97064
NACHTRAG:
Den Berichten ist wenig hinzuzufuegen. Arbeitsaufwand für beide Seiten ca. 2 Stunden. Wenn man eine Grube hat ist es nicht notwendig, den Wagen noch zusätzlich aufzubocken oder anzuheben. Selbst die Grube ist nicht unbedingt notwendig, vom Platz her passt das auch auf ebenem Boden aber von unten schraubt es sich doch angenehmer.
Beim Ansetzen des Wagenhebers an der Hinterachsschwinge Holz zwischenlegen.
Die neuen Gummilager flutschten bei mir nicht komplett rein. Ich habe dann die Hinterachsschwinge auf einen Holzklotz abgesenkt und den Wagenheber an dem Gummilager angesetzt und hochgedrueckt, dann waren sie sofort komplett drin. Die Hinterachsschwinge hat sich bei mir nicht bewegt, die lange Schraube passte problemlos wieder in ihre Aufnahme am Wagenboden.
Ach ja, das Poltern in der Hinterachse ist nicht weg.
Christian Dannert
Poltern an der Hinterachse:
http://w126.mercedesforen.de/read.php?1,6554,6582#msg-6582
NACHTRAG:
Conny 05.07.04
Um das verschieben der Achse zu verhindern sollte man auf keinen Fall das Auto einseitig aufbocken um besser ran zu kommen. Hierdurch entstehen Torsionskräfte die das verrutschen überhaubt erst ermöglichen. Die Werkstatt CD bestätigt dies sinngemäß: 'das Auto ist auf den 4 Rädern zu belassen'. Das hineindrucken mit Holzkloz, wie es Christian beschreibt, kann ich bestätigen.
Den Auszieher braucht man nicht zwingend; ich habe das Ausdrucken des alten Gummitellers mit ein 32er Stecknuß bewältigt. Wenn die Achse nach unten frei hängt, steckt man in dem Loch wo sonst der Auszieher hineingespannt wird, eine 32er Nuß, zum Schutz ein kleines Brettchen (100x50x4mm) oben auf die Nuß legen, danach mit dem Wagenheber die Achse wieder anheben und auf Spannung bringen, der Gummiteller wird nun durch das Wagengewicht hinaus gedruckt! Bischen nachhelfen mit starken Schraubenzieher (wie bereits beschrieben) sollte man schon. Danach Achse wieder ablassen und das Brettchen -sowie die Nuß- entfernen.
Nach meiner Erfahrung empfiehlt es sich vorher den Auspuff komplett auszuhängen (also alle Gummis, nicht ausbauen!). Gummis vom Mitteltopf links und rechts und beide Gummis vom Endtopf. Ein verkeilen der Topfhacken beim wiedereinbau der Achse kann hierdurch verhindert werden.
Hinteres Gummilager tauschen
Moin Sternengemeinde,
hier eine kleine Anleitung für:Austausch des hinteren Gummilagers (32) der Hinterachsaufhängung.
Für den Austauch bin ich mit dem Wagen auf Auffahrrampen gefahren. So ist genug Platz unter dem Auto um das Hinterachsmittelstück abzusenken. Das Hinterachsmittelstück habe ich mit einem hydraulischen Wagenheber unterstützt, um es später absenken zu können. Nun die vier Schrauben (44 Gummilager an Fahrzeugboden) abgeschraubt und das Hinterachsmittelstück mit dem Wagenheber abgelassen.
Dann die zwei Schrauben (35 Gummilager an Hinterachsmittelstück) abgeschraubt und das Gummilager abgenommen.
Jetzt noch die zwei Halter (41) aus dem Träger gefummelt und durch neue ersetzt. Das ist was für Leute mit Geduld.
Hier ein Bild vom alten Lager:
Hier ein Bild vom neuen Lager:
Nun das neue Gummilager am Hinterachsmittelstück anschrauben (120 Nm), Hinterachsmittelstück anheben und Gumminlager mit vier Schrauben (35 Nm) am Fahrzeugboden anschrauben. Fertig.
Grüße von der Küste (Kiel)
Andreas420SEL86 Farbe 199
337.000 km WDB126035 1A 195963