Holzverkleidungen reparieren

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Instandsetzung der Holzverkleidungen

Schadensursachen

Die in der Baureihe 126 verarbeiteten Edelhölzer geben nach Jahren leider oftmals Anlass zu Problemen. Insbesondere Modelle mit Wurzelholz sind immer wieder davon betroffen. Der Grund darin liegt in dem Sandwich-Prinzip, nach dem die Holzteile gefertigt wurden. Da gerade Wurzelholz ein sehr teures Holz ist und zudem stark zu Verzug neigt werden diese Hölzer meist nur als Furniere verarbeitet. Dies bedeutet, sie werden auf ein stabiles und vor allem kostengünstigeres Trägermaterial geleimt. Mercedes-Benz hat im 126er wie in vielen anderen Modellen ein dreischichtiges Prinzip angewandt:

  1. Trägermaterial (ein billiges, weitgehend verzugsfreies Massivholz)
  2. Sperrschicht (ein ca. 1,5 Millimeter breiter Aluminiumstreifen)
  3. Wurzelholz (lackierte und polierte Oberfläche)

Da Hölzer aber immer ein wenig arbeiten, insbesondere wenn sie starken Temperatur- und Luftfeuchtigkeitsschwankungen ausgesetzt sind, kann es nach Jahren vorkommen, dass sich die einzelnen Schichten voneinander lösen. Eine Reparatur lässt sich aber meist kostengünstig und ohne spezielle Hilfsmittel durchführen.

Durchführung

Zuerst müssen die Holzteile demontiert werden. Für die Teile am Armaturenbrett bedeutet das leider den aufwendigen Ausbau des Armaturenbretts, da man andernfalls nicht an die Schrauben herankommt. Nach Demontage kann man eine erste Schadenbegutachtung vornehmen. Haben sich lediglich die Schichten voneinander gelöst, hat man Glück gehabt. Ist allerdings das Trägerholz verzogen oder rissig (gut zu erkennen, wenn man von der Seite auf den Schnitt schaut), ist ein wenig handwerkliches Geschick und Geduld nötig. Vor dem erneuten Verleimen muß der Träger wieder instandgesetzt werden. Die Arbeitsschritte im einzelnen:

  1. Teilweise gelöste Schichten müssen vorsichtig komplett getrennt werden. Am besten eignet sich dazu ein feiner Kunststoffspachtel (Chinaspachtel), der vorsichtig in den Spalt geschoben wird und mit sanfter Gewalt durchgeführt wird. Keine Sorge: Wenn sich die Schichten schon stellenweise gelöst haben, lässt sich der Rest auch leicht trennen. Eine zweite Person, die während dieser Arbeit die Schichten vorsichtig auseinander zieht, kann hier recht hilfreich sein. Besonders behutsam muss man an inneren Ecken sein (z.b. der Ausschnitt für Lenksäule und Lenkradschloss), da hier der Lack besonders leicht einreißt und im Ernstfall das Holz bricht. Dies gilt hier besonders, da Wurzelhölzer keine gleichmäßige Maserung haben, sondern einen wilden Wuchs. Das bedeutet, dass die dünne Holzschicht in keine Richtung zugstabil ist.
  2. Falls notwendig, muss das verzogene Trägerholz gerichtet werden. Sind kleine Risse vorhanden, werden diese mit Holzleim (auf jeden Fall wasserfesten nehmen!) aufgefüllt. Bei etwas größeren Rissen kann man dem Leim ein wenig Mehl beimengen um eine cremige Substanz zu erhalten. Diese lässt sich leicht mit einem Spachtel hineindrücken. Eventuell ist dieser Arbeitsvorgang nach einer Nacht Trockenzeit zu wiederholen. Vor dem Schliff sollte das Werkstück mindestens eine Nacht lang gut trocknen können. Durch den Verzug wird die Oberflächenwölbung nicht mehr stimmen, diese wird nun beigeschliffen. Da wir es hier ausschließlich mit nach außen gewölbten Flächen zu tun haben, eignet sich am besten ein mit 240er Papier bespannter Korkblock. Zwischendurch zur Kontrolle immer mal wieder das (nicht verbogene) Aluprofil anpassen und auf Passung prüfen.
  3. Die Klebeflächen müssen gründlich gereinigt und geglättet werden. Oftmals steht man zusätzlich vor dem Problem, dass schon einmal Klebeversuche mit Sekundenkleber oder Ähnlichem durchgeführt wurden und die Oberflächen dementsprechend unsauber sind. Grobe Kleberückstände lassen sich vorsichtig mit einem scharfen Messer abspalten, der Rest muss geschliffen werden. Je nach Grad der Verunreinigung arbeitet man mit 180er bis 240er Körnung vor. Ist dies nicht nötig, kann man gleich mit 400er Papier glätten. Allerdings nicht nass - das Holz würde dies nicht unbeschadet überstehen. Am Ende sollte eine glatte Oberfläche mit möglichst wenigen Einkerbungen vorhanden sein. Die Flächen werden vor dem Verkleben noch mit einem fusselfreien Tuch (Baumwolle, altes T-Shirt oder ähnliches) und etwas Reinigungsbenzin abgewischt.
  4. Da die Arbeit ja eine Weile halten soll, muss der richtige Kleber genommen werden. Zum einen darf er nicht spröde werden, sondern sollte elastisch bleiben (somit fällt Sekundenkleber schon mal flach). Weiterhin muss er feuchtigkeitsunempfindlich und temperaturbeständig sein. Und zuletzt muss er natürlich geeignet sein, Holz und Aluminium miteinander dauerhaft zu verbinden. Bewährt haben sich hier zwei Kleber, die beide Vor- und Nachteile haben: Pattex und 2-Komponentenkleber. Pattex hat den Vorteil, dass man viel Zeit zum sauberen Bestreichen der Klebeflächen hat und eventuelle Überschüsse einfach mit einem Lappen und etwas Reinigungsbenzin wegwischen kann. Nach etwa 10 Minuten fühlen sich die bestrichenen Flächen trocken an und sie können zusammengepresst werden. Genau hier liegt leider der Nachteil: Sobald die Flächen miteinander Kontakt bekommen, ist eine Korrektur nicht mehr möglich. Die beiden Teile müssen also peinlichst genau aufeinander gesetzt werden und fest zusammengepresst werden. Dafür hat Pattex noch den Vorteil, dass man die Stücke nicht lange halten oder einspannen muss. Für die Festigkeit kommt es nicht auf die Pressdauer, sondern auf den Druck an. 2-Komponentenkleber hingegen hat die Angewohnheit, dass er nach dem Mischen ein paar Minuten gleichmäßig flüssig bleibt um dann binnen Sekunden hart zu werden. Hier sollten also im Vorfeld die Teile schnell greifbar bei einander liegen und das Mischen sollte möglichst zügig vonstatten gehen. Dafür hat man den angenehmen Vorteil, dass man nach dem Zusammenfügen noch eine Zeitlang Korrekturmöglichkeiten hat.
  5. Zuletzt werden die Bruchstellen des Lacks an den Kanten ausgebessert. Mercedes hat üblicherweise alle Sägekanten einfach vor dem Auftragen des Decklacks geschwärzt. Die Risse kann man (da sie üblicherweise fast überall nach dem Einbau verdeckt sind) einfach mit einem schwarzen Edding färben und dann etwas Klarlack in die Vertiefungen laufen lassen. Nach einer angemessenen Trockenzeit kann alles wieder zusammengesetzt werden.

Viel Glück bei der Arbeit wünscht Euch Tilman Pietzsch


Ergänzung: Für den Ausbau der Holzverkleidung am Armaturenbrett muss das Armaturenbrett mitnichten ausgebaut werden. Vorgehen wie folgt:

Lüftungsgitter links am Armaturenbrett ausbauen Mit Stecknuß versenkte 7er-Plastikmutter im Lüftungsschacht links lösen

Am Lichtschalter Knopf abziehen Grosse Mutter am Lichtschalter herausdrehen Verkleidung mit Scheinwerferhöheneinstellung herausziehen

Kombiinstrument ausbauen Mit Stecknuß drei 7er-Plastikmuttern vom Instrumentenausschnitt aus lösen

Die beiden mittleren Luftausströmer ganz nach oben drehen Mit sehr kleinem Kreuzschraubendreher drei kleine Schrauben oben aus dem Ausschnitt der Ausströmer herausdrehen

Linke Hälfte der Holzleiste zum Innenraum ziehen, dann nach links zur Tür rausziehen